als der ruf der natur aber wieder übermächtig wurde, gings weiter. den rucksack für ne mehrtägigeg anderung packen und den restlichen kram bei mary unterm wohnzimmertisch geschoben und mich auf den weg gemacht: zum beginn des heaphy-track in karamea. nach dem einchecken im backpackers habe ich erst mal gemerkt, wo ich da überhaupt hingeraten war. herzliche einladung am fertig gekochten abendessen teilzunehmen, und, „ach übrigens, im kühlschrank ist noch bier. bedien’ dich!“
jeder konnte dann eigenverantwortlich entscheiden, wie viel er konsumieren wollte (essen, getränke, internet...) und ebenso eigenverantwortlich hat jeder mehr oder weniger „gespendet“ in einen topf in der küche. und so läuft das ganze jetzt schon seit jahren. ein alter menschheitstraum wird war!
als ich später in der küche einen tee koche, kommt paul (der chef von’s ganze) vorbei und fragt, ob ich ne kurzgeschichte mit vorlesen möchte. – klar will ich! – dann komm doch gleich ins studio. – studio? – ja, radio-studio. wir haben doch hier unseren eigenen
radio-sender.
und so sitze ich 10 minuten später vor dem mikro und habe (nach nem tiefen schluck aus der whiskey-pulle) eine kurzgeschichte von nem japanischen autor in englisch im neuseeländischen radio vorgelesen. einmalig...
am nächsten morgen habe ich dann noch ein ami-pärchen kennengelernt und überzeugt, den heaphy-track mitzulaufen. hütte gebucht, vorräte besogt und mittags gings los. der erste tag entlang endloser strände mit farn-bäumen und palmen
mit mittagspause bei meeresrauschen und salzluft um die nase
abends dann jeweils einkehr in einer der einladenden hütten. please meet olivia and padraic:
da jetzt nicht gerade hauptsaison ist für’s wandern (der frühling fängt gerade erst an) hatten wir die hütten völlig für uns alleine. eine himmlische ruhe in mitten der berge. nur in einer hütte haben wir tony aus wellington getroffen und mit ihm bis in die puppen kniffel gespielt.
die weiteren tage waren landschaftlich sehr abwechslungsreich: von regenwald (mit vielen gebirgsbächen und entsprechenden hängebrücken) mit riesenschnecken (so groß wie ein hühnerei nach europäischer güteklassenorm) über flächendeckend zugemoostes gestein und gehölz. alles verrottet und spendet damit neues leben. könnt ihr euch den geruch von feuchtem moos vergegenwärtigen?
steppenartige gras-landschaften
zwischendurch gab es neben dem eigentlichen weg feuchte, dunkle höhlen zu erkunden
und steinige, windige gipfel (1200 meter) zu erklimmen
bevor man sich abends bei fallenden temperaturen mit holzhacken auf die nächste frost-nacht vorbereitet hat.
und nach fünf tagen draußen in der natur mit der sonne auf dem kopf, dem wind um die ohren, papageien (die in nz heimischen und sehr diebischen keas: grünes flügelkleid mit roten flügelunterseiten) in der luft, dreckigen klamotten und stinkigen füßen, ungeduscht, unrasiert und durchgefroren, hart geschlafen und wundgelaufenen füßen, müde aber zufrieden und froh zurück in die zivilisation. vorbei an einer herde kälber, autofenster runter und schreien: „eat and grow! now! we want steaks!!!“ und dann im erstbesten kaff in die nächste kneipe und ein riesiges stück fleisch bestellt. nach fünf tagen täglich müsli mit milchpulver, fladenbrot mit käse und reis mit tomatenmark ist das dringend nötig! ein großes stück vom rind mit fettigen pommes und ein frisches, großes, dunkles, kühles bier dazu! aaahhhh... und abends im backpacker duschen bis die haut quillt... und endlich wieder zähne putzen ohne in der tube gefrorene zahnpasta (mein gott, das hatte ich zuletzt vor fast dreißig jahren im pfadfinderlager)
lisa habe ich da wiedergetroffen, eine wwooferin („wwoof“ = „willing workers on organic farms“, eine möglichkeit, sich freie kost und logis auf nem biobauernhof zu verdienen). wir hatten uns zwei wochen vorher zufällig kennengelernt (lernt man menschen nicht immer zufällig kennen?!). in einer komune, wo kunst gemacht und feilgeboten wird. und da ist lisas freundin im drogen-sex-sumpf versackt. lisa hat sich zwar abgeseilt, will aber eigentlich nicht ohne ihre freundin das weite suchen. die will aber nicht mit. was tun?! ich war dann also der dringend benötigte ansprechpartner, dem sie das ganze mal anvertrauen konnte um ein feedback zu bekommen. nach einem ausgiebigen gemeinsamen frühstück am nächsten morgen von halb zehn bis zwölf haben wir uns dann wieder getrennt auf die socken gemacht. sie zurück richtung freundin, ich richtung mary, der feministin. mein gepäck abholen.
das war ein tolles wiedersehen mit mary, hiro und anderen granityanern, die ich die woche vorher kennengelernt hatte. schön mal wieder menschen zu begegnen, die man schon kennt. die begrüßen einen nicht nur höflich freundlich, wie das die immer wechselnden fremden tun, die man hier ständig trifft, sondern freudig. weil man sich schon kennt und mag. tut gut. abends in die urige kiwi-kneipe. hier gibt es auf dem klo noch die gute alte pissrinne (bei uns schon lange ausgestorben), das scheißhaus hat kein schloss, dafür hängen an den wänden pin-up bilder. eine andere welt...
und am nächsten morgen steht gregor mit gepäck wieder an der straße (im hintergrund marys haus mit ihren zwei mega-palmen) richtung süden zu neuen ufern.
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