Saturday 11 August 2007

linksverkehr

alles ist andersherum, um nicht zu sagen verkehrtherum!
nach süden wird's kälter, die sonne wandert von rechts nach links und zum trampen muss man nicht den rechten, sondern den linken daumen nehmen.



aber die leute, die man auf der straße kennen lernt sind schon klasse. der rektor einer grundschule z.b., auf dem weg zur arbeit. als ich erzähle, dass ich lehramt studiere, lädt er mich ein, mir seine schule zu zeigen. was ich natürlich gerne annehme. und so bringt er mir räumlichkeiten und den geist der schule näher. wir diskutieren deutsche und neuseeländische schulpolitik, pädagogische ansätze und pisa-studie. und dazu natürlich ein schönes tässchen tee:



oder jef, der mit deinem sattelschlepper baumstämme zum hafen bringt für den export nach japan. war schon dreimal in deutschand und hat viel zu erzählen von seinen reisen. gerne hält er beim fahren schwätzchen über cb-funk mit kollegen. morgen wird er aber erstmal seinen lappen für vier monate abgeben müssen: überschreitung der lenkzeit:



jerry aus tonga (einem südpazifischen inselstaat mit 100.000 einwohnern), der mit einer inderin verheiratet ist. eigentlich wollten sie nach kanada ziehen, wo schon familienangehörige von ihr wohnen. aber nach 10 tagen in toronto (im winter!) hat er seine frau vor die wahl gestellt. er oder kanada. winter mit minus 20 grad (und kälter) hält er nicht aus. ein witziger kerl - was haben wir gelacht - und leider ein viel zu kurzer trip (halbe stunde):




danach (ohne bild) greg der firmenchef, dessen frau gerade einen deutsch-kurs belegt. da er sie immer abfragen muss, kann auch er ein paar bröckchen und freut sich, ein bißchen üben zu können. weiß genau, wo er mich absetzen muss, damit ich gut weiter komme. komme ich auch tatsächlich.

ok. der nächste gewinnt keinen schönheitspreis. aber den für nettigkeit. hat mich bei meinen neuen gastgebern bis vor die tür gebracht . obwohl wir noch zweimal nach dem weg fragen mussten, und uns dann auch noch verfahren haben. aber er blieb die ruhe selbst. typisch kiwi halt. hier geht man's gerne stressfrei an:



und dann die beiden verrückten chicks. zuerst dachte ich, die sind auf droge, die waren aber wohl naturstoned. haben mich schön an ihrem abendessen (take away von kfc) teilhaben lassen. am anfang war die verständigung etwas schwierig. nachdem sie aber verstanden hatten, was ich mit 'muik leiser' meinte, gings doch. und witzig waren sie auch. haben noch nen ziemlichen umweg gemacht, damit ich an ner einigermaßen trampbaren stelle lande. thanx chicks und peace:



"oh dear! oh dear!" so gings in jeder kurve. diese nette omi hasst autofahren. muss aber jetzt von auckland zu ihrer zweitwohnung am meer, weil die enkel kommen. und da muss alles vorbereitet sein. kette geraucht gegen die nervosität hat sie. aber bei ihrem fahrstil konnte man wirklich angst bekommen. immer schön auf der mittellinie entlang. und wenn wiedermal ein lkw entgegenkam: "oh dear! oh dear!"; dem armen hund auf dem rücksitz war auch schon ganz schlecht:



den namen hab ich vergessen (hätte ich eh nicht gewusst, wie man's schreibt). ein eher schweigsamer typ. ein maori auf dem weg nach auckland , seinen lkw abzugeben, und seinen neuen abzuholen. vielleicht sehe ich ihn morgen wieder, meine morgige strecke fährt er nämlich auch öfters:



piedro (oder wie schreib man das?), ein unheimlich fröhlicher mensch, der mich auch vor die haustür meiner gastgeber gebracht hat (da kann man sich dran gewöhnen!). armer schlucker mit dem stall voll kinder und sein 'auto' hätte bei uns schon seit zehn jahren keinen tüv mehr bekommen. aber eine gute laune hatte der! und zum abschied dann gottes segen gewünscht und seine weißen zähne blitzen lassen:



und dann habe ich doch prompt hier in rotorua gastgeber erwischt, die mir nicht nur eine eigene "hütte" (ein anbau an die garage mit eigenem bad und wc und doppelbett, tv, radio, telefon...) zur verfügung stellen. nein. ein auto gibt's noch dazu. steht eh nur in der garage rum. ein ziemlich neuer und ziemlich spritziger toyota. also selber links fahren. das heißt schalten mit links. das heißt aber auch statt zu blinken ausversehen die scheibe nassmachen. die hebel sind nämlich auch vertauscht. und beim anschnallen gerne mal links ins leere greifen statt rechts nach dem gurt. nach zwanzig jahren autofahren auf der 'richtigen' seite ist das halt alles in fleisch und blut. da muss man beim kreisverkehr schon aufpassen. vor allem, wenn man in der rechten hand die karte hält, mit der linken lenkt, zwischendurch irgendwie schaltet und dann noch blinken muss. ähm, wer hat hier nochmal vorfahrt? aber man gewöhnt sich dann doch dran...:



aber vorgestern der kerl war der hammer. zum fotografieren bin ich bei dem nicht gekommen. farmer, so mitte 50, auf dem beifahrersitz die 19-jährige tochter. zuerst ein bischen smal talk, dann sagt er, dass er ein ziemlich religiöser typ sei, und ob er mir mal ne frage stellen dürfe. es wurde dann prompt die gretchen-frage ("wie ich es mit der religion halte" - für die nicht-goethianer). und die habe ich dann wohl dummerweise nicht ganz zu seiner zufriedenheit beantwortet. was folgte fing ganz langsam an. seine lebensgeschichte mit dazugehöriger lebenskrise und wie er dann zu gott gefunden hat. und wie er sich vom saulus zum paulus gewandelt hat. und was sich seitdem bei ihm alles wieder zum guten entwickelt hat. krankheit weg, frau wieder da, mit den eltern ausgesöhnt, sinn des lebens im missionieren gefunden. toll, nich?! und dabei wurde er immer lauter und aufgeregter. er hat sich da so reingesteigert, dass seine tochter ihn immer mal anstubsen musste, wenn er die fahrbahn zu verlassen drohte. pausen gab's nicht. ein redeschwall ohne luftholen oder nachfragen. da war jemand besessen. ich hab mir dann zwischendurch überlegt, ob das mal ne werbeunterbrechung gäbe, der film ging aber immer weiter. und wenn er dann scheinbar fertig war, fiel ihm doch noch wieder was ein. ein bekerhter oder ein nettes bibelzitat oder so. alter schwede. so ging das ne gute stunde. gehirnwäsche vom feinsten. als er dann die predigt heruntergedonnert hatte und wir anhielten, fragte er (heiser und erschöpft), ob er für mich beten dürfe. nix dagegen. er nahm also meine hand zwischen seine und betete für meine erkenntnis und bekehrung und dass ich den richtigen weg finden möge. dann gabs noch ein mehrfarbiges broschürchen mit auf den weg und raus war ich. uff. erstmal paarmal den kopf schütteln, das blut aus den ohren wischen und tief durchatmen.

und als nächster kam dann der mr sowieso aus indien. hat mir von seinem großen traum erzählt: einem eigenen mercedes! lkw, pkw, egal! hauptsache ein stern vorne dran. muss er aber auch noch ein bisschen sparen. und dann will er mal ein jahr durch europa reisen. mit frau und kindern und eltern. im mercedes-wohnmobil. (ja, näh, iss klar!) und araber mag er nicht so. ist er doch als gastarbeiter in kuweit mal um seinen lohn betrogen worden. hat ein paar jahre für so einen scheich gearbeitet (hm, hm) und als dann saddam einmarschierte, hat der scheich sich verpisst und ist ihm seinen lohn schuldig geblieben: drei-ein-halb millionen us-dollar. (mensch, so ein pechvogel aber auch!) und araberinnen mag er schon gar nicht. von denen haben ihn einmal drei auf einmal vergewaltigt. weiter weiß ich nicht. hab' dann einfach auf durchzug geschaltet und die vorbeifliegende gegend betrachtet. erst der missionar, dann der märchenerzähler. das war dann echt genug für den tag!

ein paar eindrücke in den ersten zwei wochen in fremden autos durch ein fremdes land. zwei monate folgen noch. wer mir wohl da noch so alles über den weg läuft...

1 comment:

Yvonne said...

Wow, da hast du wohl schon einiges erlebt. Aber ich kann dich beruhigen, ich hab auch öfters das Gefühl, dass es hier keine normale Menschen gibt ;-) Gruß Yvonne